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Lutherlinde

Eines der Wahrzeichen der Gemeinde Neckartailfingen

Am 10. Nov. 1883  wurde eines der Wahrzeichen von Neckartailfingen: Die Lutherlinde hoch über Neckartailfingen am Rand des Südhangs zum Neckartal gepflanzt.  Vom Platz der Lutherlinde aus, an deren Fuß eine alte Steinbank zum Ausruhen einlädt,  kann man einen unvergleichlich schönen Ausblick ins Neckartal und auf einen großen Teil der Schwäbischen Alb genießen. In der Zwischenzeit wurde die Lutherlinde zum Naturdenkmal erklärt. 

Die Lutherlinde wurde einst zum Andenken an den Kirchenreformator Dr. Martin Luther, gepflanzt, der damals am 10. November 1883  vor 400 Jahren geboren wurde. Die Kirchengemeinde Neckartailfingen hatte  aus diesem Anlass beschlossen, auf der Anhöhe über Neckartailfingen  eine Linde zu pflanzen. Die bürgerliche Gemeinde hatte die Mittel zum Erwerb dieses Platzes bewilligt und für 30 Mark das Grundstück erworben. Die Linde holte man aus dem Neckartailfinger Wald und einige Bürger fuhren cirka 30 Wagen Erde herbei, damit der Baum auch auf gutem Grund stehen möge.

Werkmeister Schaal stiftete eine steinerne Bank, die bis heute unter der Linde schon vielen Menschen Platz zum Verweilen anbot. Natürlich wurde die Pflanzung der Linde feierlich begangen. Der Gesangverein eröffnete die Feier und Schultheiß Holl  stellte die bekränzte Linde an ihren Platz und würdigte den großen Reformator Luther, zu dessen 400-jährigem Geburtstag der Baum gepflanzt wurde. Nach der Pflanzung zogen die Gemeindeglieder in die festlich geschmückte Kelter hinab. Voran die Schulkinder mit ihren Lehrern und der Gesangsverein, die unterwegs Lieder sangen. In der Kelter sprach Mittelschullehrer Geyer über die Verdienste von Luther um die Schule und Mittelschüler trugen Gedichte  und Szenen aus Luthers Leben vor. Eine Urkunde über den Pflanzakt, in welcher viele wichtigen Würdeträger unterzeichneten, befindet sich im pfarramtlichen Archiv. 

Die Neckartailfinger Lutherlinde zeichnet sich durch ihre Kugelform besonders aus. Wie es dazu kam, erzählten längst verstorbene Gemeindeglieder. Mehrere Jahre nach der Pflanzung haben junge Burschen die Linde erstiegen, wodurch der ganze Mittelast samt der Krone ausgebrochen wurde und sich der Baum dadurch zu der heutigen Kugelform entwickelte, die der Neckartailfinger Linde bis zum heutigen Tag ihre Einmaligkeit verleiht.

Auch das „Nürtinger Wochenblatt“, die Vorgängerin unserer „Nürtinger Zeitung“, brachte damals am 15. November 1883 einen Bericht, der von der großen Feier anlässlich der Baumpflanzung zeugte. Hier wird berichtet, dass nach der Pflanzung und offiziellen Feier in der alten Kelter das Fest im Löwensaal fröhlich mit Liedern von Friedrich Silcher ausklang.

Auch heute noch erfreuen sich viele an dem stattlichen Baum, an welchem jetzt auch der Jakobsweg vorbeiführt. Alljährlich am letzten Sonntag im Juni feiert die Evangelische Kirche  unter der Lutherlinde einen Gottesdienst, der sich stets großer Beliebtheit erfreut. 

(Text: Traute Hörner, Bildquelle: Otto Steckroth)