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Vernissage im und am Rathaus


Mit dem neuen Rathaus war die Gemeinde Neckartailfingen auf der Suche nach einer Skulptur für den Rathausplatz. Der Gemeinderat hat sich gegen eine dauerhafte Skulptur entschieden und stattdessen für die Finanzierung des Projekts  „Kunst im Gespräch“ mit halbjährlich wechselnden Kunstprojekten.

Die Kunstwerke sind jeweils mehrere Wochen auf dem Rathausplatz oder im Rathaus zu bestaunen. Eine Vernissage im Rathaus eröffnet halbjährlich die Ausstellungsreihe.

Diese werden die letzten Jahre durch die Jugendkunstschule Filderstadt und den Kindern der Liebenauschule Neckartailfingen, sowie der Hochschule für Kunsttherapie (HKT) Nürtingen gestaltet und unterstützt.

Neckartailfingen möchte den Rathausplatz und das Rathaus beleben und gleichzeitig die Bürger zu einem interaktiven Austausch mit Kunst anregen. Die Arbeiten haben stets unterschiedliche Aspekte, betonen jedoch immer den künstlerischen Ansatz und den Bezug zur Gemeinde.



Ein Kunstwerk aus 700 Kilo Stahl

Im Rahmen der Reihe "Kunst im Gespräch" lädt Maximilian Melzer in Neckartailfingen mit "Come together" zu Begegnungen ein

Pressebericht mit freundlicher Genehmigung der Nürtinger Zeitung  von Sara Hiller


Manch einem Besucher des Marktplatzes in Neckartailfingen ist es schon aufgefallen, neugierig wurde das Kunstwerk bereits auf Bequemlichkeit getestet. Eine lange Tafel mit zwölf Plätzen, unter der Tischplatte strahlen zahlreiche farbige Akzente. Bei Dunkelheit sorgt die integrierte Beleuchtung für eine magische Atmosphäre. Es ist eine Einladung, aber auch Aufforderung zum Zusammenkommen. Ein Tisch als Ort des Inkontakttretens, der Kommunikation, der Partizipation. Ein künstlerisches Statement, verwirklicht durch Maximilian Melzer, Kunsttherapiestudent im vierten Semester.

„Kunst lebt nur dann, wenn sie realisiert werden kann“, betonte Studiendekanin Prof. Eva Meschede in der Begrüßungsrede der Vernissage der Veranstaltung „Kunst im Gespräch“ am Mittwochabend. Seit 17 Jahren besteht die Kooperation der Gemeinde Neckartailfingen mit dem Hochschulstudiengang Künstlerische Therapien an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen. Seit 2002 wird der Neckartailfinger Marktplatz mit Kunst bespielt. Die nun schon langjährige Zusammenarbeit resultierte einst aus der Überlegung, die Mitte des Rathausplatzes zu gestalten. Die Installation eines Brunnens war zunächst angedacht, wurde dann jedoch von der Idee eines Architekten, stattdessen ein jährliches Kunstprojekt mit einem Budget von 1000 Euro auszuschreiben, abgelöst und befürwortet. Im Jahre 2002 wurde unter der Leitung von Michael Gompf zusammen mit der Freien Kunstschule Nürtingen der Grundstein für das nun etablierte Kooperationsprojekt gelegt.

Eva Meschede verdeutlichte die Bedeutung des Kunstprojektes für die Hochschule. Außer einem Lehrauftrag könne diese den Studierenden solche Mittel nicht zur Verfügung stellen. Im Zuge der Integration der Hochschule für Kunsttherapie in die HfWU mussten viele Zusatzangebote in der Lehre gekürzt werden, das „Kunstprojekt Neckartailfingen“ hingegen habe als eines der wenigen Wahlprojekte überdauert. „Es ist eine große Bereicherung für das Studienprogramm und insbesondere der künstlerischen Ausbildung“, unterstrich ein Kunstwerk aus 700 Kilo Stahl im Rahmen der Reihe „Kunst im Gespräch“ lädt Maximilian Melzer in Neckartailfingen mit „Come together“ zu Begegnungen ein die Studiendekanin. Kunst im öffentlichen Bereich ohne Budget sei schwer umsetzbar. Das Kooperationsprojekt bietet den Studierenden die Möglichkeit, sich künstlerisch auf neuem Terrain zu bewegen, über sich hinauszuwachsen.
Maximilian Melzer ist diesen bemerkenswerten Prozess durchlaufen. Von der Idee und dem Modell bis zur tatsächlichen Umsetzung innerhalb weniger Wochen, samt allen möglichen technischen Tücken. Die Erfahrung, Verantwortung zu übernehmen. Aber auch einen Beitrag zu schaffen, der öffentlich wahrgenommen wird und zur Diskussion anregt. Technische Unterstützung erhielt Melzer von der Firma GRM Metallverarbeitung und durch Susanne von Rosen von der Kunstschule Filderstadt. Künstler und Dozent Michael Gompf begleitete diesen Prozess in vielerlei Hinsicht: als Künstler, Unterstützer,
Ratgeber. In der Einführungsrede beleuchtete er das aus 700 Kilo Stahl entstandene Kunstwerk mit künstlerischem Blick. „Der Tisch als Ort, an dem Menschen zusammenkommen, um zu essen, zu verhandeln, zu spielen oder etwas zu ordnen.“ Als Gebrauchsgegenstand interkulturell vertreten und verstanden, sei er aber auch ein Zeugnis von Kultur. Man denke nur an die Ritter der Tafelrunde und an Leonardo da Vincis „Das letzte Abendmahl“. Von „reinen Tisch machen“ bis „auf den Tisch hauen“ – die Bedeutung ist auch im sprachlichen Gebrauch erkennbar. Als Symbol der Verständigung führte Gompf das Kunstwerk Pistolettos „Love Difference – Mar Mediterraneo“ an, welches erstmals 2003 auf der Biennale in Venedig präsentiert wurde. Ein verspiegelter Tisch
in der Form des Mittelmeers mit Stühlen und Hockern, wie sie in den verschiedenen Mittelmeerländern üblich sind. In Kommunikation treten, einen Raum dafür schaffen – dies ist auch das zentrale Motiv von Maximilian Melzers Arbeit. „Come together“: Er lädt die Leute ein und fordert sie auf, Teil seines Kunstwerkes zu werden. Melzer dankte insbesondere auch Bürgermeister Gerhard Gertitschke für die finanzielle Unterstützung und die vielfältige Hilfe für die Realisierung des Projektes. Weitere Entwürfe aus der Projektgruppe als Modelle von Linda Dinklage und Leonie Weiß sind zudem im Rathaus ausgestellt. Das partizipative Kunstwerk kann noch bis 11. Oktober auf dem Rathausplatz in Neckartailfingen erkundet werden.